Alemania: Ohne beständige Kartoffelsorten keine Chance gegen Phytophthora bei Regen
Ab und zu bricht der Kartoffelvirus Phytophthora wieder aus. Auch dieses Jahr kommen die ersten Meldungen hierzu.

Vor allem Kartoffelproduzenten aus dem Süden des Landes bereitet dies große Sorgen. "Durch das nicht nachvollziehbare Klima mit all dem heftigen Regenfall im letzten Monat, kann man nichts gegen diese Krankheit tun. Im biologischen Anbau kann man hoffen, den Ausbruch zu verhindern, durch den Prozess so früh wie möglich zu starten. Oder als Erzeuger auf phytophthora resistente Sorten zu wechseln," erklärt Chistoffel den Herder von Delphy. "Aber dann muss die gesamte Kette hieran mitwirken. Mehr als jetzt auf jedem Fall."
Meldungen
Twitter strömt inzwischen über mit Berichten von Erzeugern, bei den Phytophthora im Blatt der Kartoffelnplanzen gefunden ist. Das ist auch Jan van Hoogen, Geschäftsführer von Agrico nicht entgangen. "Unsere Außendienstmitarbeiter entdeckten am 14. Juni bereits einen Phytophthora-Ausbruch. Es wurde damals sofort ein Bericht verschickt, um alle Kollegenproduzenten zu warnen und womöglich Maßnahmen zu ergreifen, um den Schaden so weit wie möglich zu begrenzen."
Christoffel den Herder, der als Seniorberater für den biologischen Ackerbau bei Delphy arbeitet, stellt fest, dass der Ausbruch vor allem im Süden des Landes zu sehen ist. "Unter der Provinz Flevoland, wo die Blütenzeit gerade vorbei ist, ist die Krankheit in einer fortgeschrittenen Phase."
Anhaltender Regen katastrophal
"Die wechselhaften Wetterbedingungen der letzten paar Wochen helfen auch nicht," so Christoffel. Man erwartet, dass man den konventionellen Anbau im Gegensatz zum Biologischen besser gegen Phytophthora behüten kann durch die Einsetzbarkeit von Bekämpfungsmitteln, aber das ist lang nicht der Fall. "Bekämpfungsmittel zeigen erst Wirkung, wenn es nach dem Einsatz drei Wochen trocken bleibt. Durch das ungewisse Wetter hatte der Schimmel daher vor allem im Süden des Landes freies Spiel. Man kann nichts daran tun. Genau wie bei Mehltau bei Zwiebeln, ist die Luft voll mit Sporen." Je nachdem wie der Wind weht, hält Phytophthora sich an jedem Gewächs fest, dass auf seinen Weg kommt und anfällig für den Schimmel ist.
Da man als biologischer Erzeuger nicht auf bessere Wetterumstände hoffen kann, Trockenheit könnte weitere Schimmelbildung bremsen, aber sicher nicht vollständig heilen, sind die Konsequenzen für diese Produktgruppe unerbittlich. Jan: "Wenn die Kartoffelpflanze erstmal befallen ist, dann bleibt nicht anderes, als das Blatt zu verbrennen. Die Kartoffeln wachsen dann nicht mehr weiter, aber das ist die einzige Methode, um den Schimmel zu bekämpfen."
Christoffel: "Wenn die Krankheit früh erkannt wird und nur das Blatt befallen ist, dann ist noch nicht alles verloren. Es ist anders, wenn der Schimmel durch anhaltenden Regen in den Boden kommt und die Knolle angreift. Wenn die Knollen erstmal infiziert sind, ist die Möglichkeit groß, dass die Partie nach der Ernte schlecht zu lagern ist."
Vorbeugung
Im biologischen Anbau kann man nicht auf Bekämpfungsmittel zurückgreifen. Chistoffel: "Man kann darum höchstens probieren, der Krankheit vorzubeugen, durch frühen Start des Anbauprozesses. Mit Vorsorgemaßnahmen hofft man, dass die Pflanzen soweit wie möglich entwickelt sind, wenn Phytophthora kommt. Der Krankheitsdruck nimmt mit der Zeit stark zu. Es ist ratsam, die Kartoffeln vorzukeimen, früh zu säen und auch die Düngung gut zu regulieren. In dem Moment, wenn die Kartoffel dann gesät wird, wachsen sie viel schneller und kann man so viel wie möglich verhindern."
Resistente Sorten
"Da es im biologischen Anbau beinahe keine Methoden gibt, um die Krankheit zu bekämpfen, ist es notwendig, um mehr resistente Sorten zu nutzen," gibt Christoffel an. Jan ist derselben Meinung. "Biologische Produzenten brauchen diese Sorten am meisten. Die Panik schlägt bei ihnen zu, sobald die Krankheit ausbricht, denn sie können nichts anderes tun, als machtlos zuschauen. Agrico ist der erste, der eine Phytophthora resistente Sorte auf den Markt gebracht hat. Dieser Prozess wurde bereits vor 60 Jahren gestartet. Es ist also sicher ein langfristiges Trajekt. Und man darf auch nicht still sitzen. Die Resistenz könnte durchbrochen werden. Genau wie bei Antibiotika in der Medizin ändern sich die Stämme des Schimmels ständig. Man muss immer weiter entwickeln."
"Die Kenntnis ist anwesend, aber der Konsument muss das Produkt wohl akzeptieren," so Christoffel. "Erzeuger sind inzwischen von dieser pragmatischen Vorgehensweise überzeugt, aber die Kette ist noch etwas zurückhaltend. Kartoffelsorten, Farbe und Kocheigenschaften sind pro Sorte so einzigartig, dass Handelshäuser, Supermärkte und auch Konsumenten hierbei stets ein bestimmtes Bild vor Augen haben. Bei Zwiebeln ist das ganz anders. Eine Zwiebel ist für die meisten einfach nur eine Zwiebel. Bei der Kartoffel ist man so an die spezifischen Kombinationen der Produkteigenschaft gewöhnt, wie Geschmack, Äußeres, Festigkeit und Textur der Schale beispielsweise, der Phytophthora beständige Sorten noch nicht vollständig dienen. Vielleicht ist es eine Frage der Zeit. Es werden außerdem stets neue resistente Sorten entwickelt, um diesen Wünschen zu entsprechen."
Fuente: http://www.freshplaza.de/artikel/5876/Ohne-best%C3%A4ndige-Kartoffelsorten-keine-Chance-gegen-Phytophthora-bei-Regen