Alemania: Bauern sorgen für Kartoffelnachwuchs
Seit gut zehn Wochen liegen sie in der Erde, haben gekeimt und ihre Blätter nun schon weit der Sonne entgegengestreckt: die Kartoffeln der Agrargenossenschaft Crivitz. Regelmäßig kontrolliert Helmut Gehrke den Bestand. Er ist zufrieden.

Der Kartoffelkäfer hat bislang einen Bogen um die Bestände der fast 30 unterschiedlichen Sorten gemacht und auch die Blattläuse haben sich auf den rund 150 Hektar nicht niedergelassen.
„Das ist schon fast die halbe Miete, denn Schädlinge sind nie gut und können binnen kurzer Zeit großes Unheil anrichten“, erklärt der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Crivitz. Zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Rose-Marie Lemm hat er deshalb stets einen prüfenden Blick auf die Pflanzen. „Wir unterliegen strengen Kontrollen.
Die Feldbestandsprüfer schauen sich alles ganz genau an“, sagt Rose-Marie Lemm. Denn es sind vorrangig Vermehrungskartoffeln, die die Crivitzer Landwirte in die Erde legen und ernten. Doch bis geerntet werden kann, ist es ein langer und arbeitsintensiver Weg.
Die Vermehrung der Kartoffeln sei zudem ein langfristiger, aber keinesfalls langweiliger Prozess. „Jetzt beginnt die arbeitsintensive Zeit: das Selektieren. Die Mitarbeiter sind tagelang auf den Feldern unterwegs und halten nach erkrankten und schlechten Pflanzen Ausschau. Die werden dann mit der Hand rausgerissen und entsorgt“, erklärt der Geschäftsführer.
Für Helmut Gehrke und seine Mitarbeiter ist diese Arbeit besonders wichtig. „Denn nur gute Bestände bringen auch Geld“, sagt der Landwirt. Doch bis das kommt, vergehen Monate. Denn vom Pflanzen Anfang bis Mitte April dauert es fast ein Jahr, bis die Vermehrungskartoffeln den Hof der Agrargenossenschaft Crivitz verlassen. Sie kommen in den Boden, nach 30 Tagen fangen sie an zu keimen, werden angehäufelt, schießen ins Kraut, blühen. Erst wenn das Kraut gelb wird und abstirbt, dann kann geerntet werden.
„Im September beginnen wir mit der Ernte“, erklärt Gehrke. Nach der so genannten Wundheilung, bei der die Kartoffeln einige Tage abtrocknen, werden sie in der Halle eingelagert. „Sie kommen schon bei der Ernte in große Kisten und auf Paletten. Regelmäßig werden Luftfeuchte und Temperatur in der Halle kontrolliert und nach Bedarf reguliert“, erklärt der Geschäftsführer. Aber da die Agrargenossenschaft auch Kartoffeln für die Stärkeproduktion nach Dallmin und Kyritz liefert sowie auch Speisekartoffeln anbaut, müssen die Hallenbereiche unterschiedlich belüftet werden.
„Die Vermehrungskartoffeln mögen es dunkel und ein bisschen kälter“, sagt Helmut Gehrke. Bis dahin sei zwar viel Arbeit geleistet und Geld investiert worden, doch wie viel die Crivitzer für ihre Vermehrungskartoffeln bekommen, erfahren sie dann erst im Frühjahr darauf. „In diesem Jahr gab es sieben Cent pro Kilo. Das ist nicht gerade viel“, sagt der Landwirt.
Es muss wohl Liebe sein, Kartoffeln zu vermehren, doch das will Gehrke so nicht sagen. „Die Kartoffel hat hier schon eine lange Tradition und die führen wir fort“, sagt der Crivitzer mit einem Augenzwinkern.
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