Alemania: Die Kartoffeln sind aus dem Boden
Die Kartoffeln sind jetzt aus dem Boden. „Sie müssen draußen sein, bevor der erste Frost kommt“, weiß Kathrin Fritz vom Besigheimer Husarenhof, der die Knollen in seinem Hofladen anbietet.

Früher hat man die Kartoffeln erst zum Schluss der Saison geerntet, heute werden sie etwas früher rausgeholt, vor allem dann, wenn parallel noch Weintrauben angebaut werden. Mittlerweile bauen viele Trauben an.“ Dann werde danach getrachtet, die Kartoffelernte beendet zu haben, bevor es in den Weinberg geht.
In Kathrin Fritz’ Hofladen ist die meistverkaufte Sorte die „Annabelle“. „Das ist eine echte Allroundkartoffel. Eine wunderschöne Kartoffel, die ist mir die liebste vom ganzen Jahr. Die empfehle ich gerne. Sie hat eine schöne gelbe Farbe und einen super Geschmack. Sie ist für Salat, Salzkartoffeln oder Bratkartoffeln geeignet.“ Sie habe nur eine einzige Einschränkung: Für Kartoffelbrei sei die ,Annabelle’ zu fest. Dafür braucht man mehligere Sorten.
Doch man muss nicht zwingend in einen Hofladen oder einen Supermarkt gehen, um Kartoffeln in der Region zu kaufen. Eine außergewöhnliche Idee in Sachen Kartoffeln findet sich seit Jahren auf dem Grundstück eines Bauernhofs bei Gemmrigheim, dem Hof Beckbessinger. Hier entstand die Idee, die Knollen aus einem Automaten zu verkaufen (die BZ berichtete). Der Automat steht noch immer zwischen Gemmrigheim und Neckarweistheim.
In Neckarwestheim, beim Großhändler „Kartoffel Stahl“, ist wie beim Besigheimer Husarenhof die „Annabelle“ eine sehr gefragte Sorte. „Sie dominiert den Frühkartoffelbereich“; sagt Junior-Chef Jochen Stahl. Bei den später geernteten Kartoffeln hingegen seien es vor allem die Sorten „Belana“ oder „Marabel“. Der Hauptunterschied zwischen Früh- und Spätkartoffeln liege in ihrer Lagerfähigkeit. In der Regel halten Spätkartoffeln länger durch.
Übers Jahr verteilt gehen etwa 30 000 Tonnen Kartoffeln über den Hof des Neckarwestheimer Großhandelsbetriebs Stahl, der außerdem noch Zwiebeln, Knoblauch und Charlotten im Angebot hat. Hauptsächlich werden die Kartoffeln in der Region angebaut.
Das Einzugsgebiet der zuliefernden Erzeuger umreißt Junior-Chef Jochen Stahl mit einem Radius von 50 Kilometer um den Betrieb herum. Mehrere tausend Tonnen haben die Neckarwestheimer an Kartoffeln eingelagert.
„Kühl und dunkel“ sei die Devise bei der Lagerung von Kartoffeln, sagt Jochen Stahl. Viel kühler als fünf Grad sollte die Lagerung nicht sein. Sonst verwandle sich die Stärke in Zucker und dann würden Kartoffeln süßlich schmecken. Wenn sie allerdings anschließend wieder in die Wärme kommen, kann dieser Prozess zurückgedreht werden.
„Wenn sie jedoch bei Null Grad gefriert, dann wird sie anschließend zu Matsch“, sagt Stahl. Der Grund: Kartoffeln bestehen zu etwa 70 Prozent aus Wasser. Beim Gefrieren werden die Zellen ausgedehnt und irreparabel zerstört und geben der Kartoffel in der Folge eine matschige Konsistenz. Daher sollten die Kartoffeln vor dem ersten Frost aus dem Boden geholt sein.
Doch jenseits der herkömmlichen Kartoffelsorten betreibt der Neckarwestheimer Großhandelsbetrieb Stahl derzeit ein Experiment: „Wir probieren gerade einen kleinen Anbau von Süßkartoffeln“, sagt Jochen Stahl. „Wir haben dafür in diesem Jahr im Heilbronner Unterland zwei Hektar angebaut.“ In ganz Deutschland belaufe sich die Fläche, auf der Süßkartoffeln angebaut werden, auf sieben Hektar. Die Süßkartoffel gibt es vor allem in den USA, in der Karibik oder in Brasilien.
Das Problem für Europa: Sie lässt sich schwieriger lagern. Der Geschmack der Süßkartoffeln erinnert laut Jochen Stahl an Karotte oder Kürbis.
Fuente: http://www.swp.de/bietigheim/lokales/landkreis_ludwigsburg/_annabelle_-ist-der-renner-13819053.html